Vom Biotop zum Sillenbucher Freibad
Dort wo heute (Frühjahr 2013) Bauarbeiter das Sillenbucher Freibad modernisieren, suhlten sich vor etwa hundert Jahren nachts Wildschweine, weshalb alt eingesessenen Sillenbucher den Ort „Sauwette“ oder kürzer „Sauze“ tauften. Noch vor dem Zweiten Weltkriegs wurde dieser Weiher dann zum Feuerlöschteich ausgebaut und somit zum Ausgangspunkt von Alarm-Übungen, bei denen die Anwohner mit Eimer und Spritze antreten mussten. Nach dem Krieg wurde das Becken ausbetoniert, der Nichtschwimmerbereich erhielt einen erhöhten Holzboden eingezogen und wenn das Wasser zu sehr belastet war, dann wurde es abgelassen und neu eingefüllt (Wassertemperatur 13°C). Besonders bei der Jugend war das Bädle aber sehr beliebt und die Stadt tat ein Übriges: Ende der 50er Jahre wurde eine Wasserfilteranlage und bald darauf eine Wasser-Heizung eingebaut. Das Sillenbucher Freibad ist das kleinste der Stuttgarter Freibäder, erreicht aber mit rund 40 000 eine beachtliche Besucherzahl pro Saison.
Als dann im Juli 2011 über den ersten Stuttgarter Bürgerhaushalt abgestimmt wurde, erreichte das Bädle mit 685 Stimmen überraschend den ersten Platz in der Bürgergunst. Gerade noch rechtzeitig, denn ein Gutachten kam zu dem Schluss, dass das alte Becken den heutigen Sicherheitsanforderungen nicht mehr entsprach, überhaupt die ganze Technik war in die Jahre gekommen und ziemlich marode. Ohne Bürgervotum hätte die Schließung gedroht.
Stattdessen präsentierte Frau Senne vom Stuttgarter Bäderamt schon am 8. Mai 2012 in der Aula der Deutsch-Französischen Grundschule die Pläne der Stadt für eine Sanierung des Bädles. Künftig soll es zwei 25-m-Bahnen in einem allerdings flächenmäßig kleineren Becken, für die Nichtschwimmer einen Wasserpilz und einen Bodenblubber geben. Ausführlich diskutiert wurde die Frage, ob man zugunsten eines größeren Hauptbeckens nicht das Planschbecken für die Kinder auf die Liegewiese verlegen könne. Die dafür notwendigen Mehrkosten von rund 400 000 € würden, nach Auskunft der Stadt, allerdings den Kostenrahmen sprengen und damit das Projekt insgesamt in Frage stellen. Fest eingeplant ist der Bau eines behindertengerechten Umkleide-, WC- und Duschbereichs, neuer Verwaltungs- und Technikgebäude. Das Wasser wird zukünftig mit Solarenergie und ergänzend mit Gasbrennwerttechnik aufgeheizt. Mit den Bauarbeiten wolle man sofort nach Ende der Badesaison 2012 beginnen und die Wiedereröffnung des Bades solle Ende Juni 2013 sein. Die Kosten des Projekts sollen bei 1,94 Mio. € liegen.
Der Bäderausschuss stimmte dann am 5. Oktober 2012 den Sanierungsplänen zu und erteilte damit die endgültige Baugenehmigung. Durch die lange Frostperiode vergangenen Winter haben sich zwangsläufig Verzögerungen ergeben, die nur zum Teil aufgefangen werden konnten, so dass (nach Stand Ende April 2013) mit der Wiedereröffnung des Bädles erst Mitte Juli zu rechnen ist.
Von Anliegern war im persönlichen Gespräch zu erfahren, dass man dem Bädle grundsätzlich positiv gegenüber stehe, aber der Verkehrs- und vor allem Lärmbelastung mit gewisser Sorge entgegen sehe.
Die Bilder zeigen:
(1) Alter Kassenbereich
(2) Das alte Becken 33 m lang und 18m breit
(3) Die öffentliche Vorstellung der Pläne in der Aula der Grundschule
(4) Dezember 2012 - die Bauarbeiten beginnen
(5) Technik- und Kassenbereich: Frost stoppt die Bauarbeiten
(6) + (7) Die Bodenplatte wird vorbereitet
(8) + (9) + (10) Die Edelstahlbecken werden aufgebaut