Zeittabelle | |
10. Mai 1920 | Der deutsche Reichstag verabschiedet das Reichsheimstättengesetz |
29. März 1924 | Gründung des Bau- und Heimstättenvereins als genossenschaftliche Selbsthilfeorganisation |
5. April 1930 | Die Straßenbahnlinie nach Sillenbuch wird feierlich in Betrieb genommen. Damit wird Sillenbuch als Wohnort für in Stuttgart Beschäftigte attraktiv. |
1929-1930 | Der Bau- und Heimstättenverein errichtet unter Federführung von Karl Beer Wohnhäuser in der Silberwaldstraße |
1932 | Der Bau- und Heimstättenverein erwirbt von der Gemeinde Sillenbuch das Gelände für die zukünftige Landstadtsiedlung, die nach den Plänen von Karl Beer entsprechend dem "Heimatstil der Stuttgarter Schule" entstehen soll. |
27. Februar 1933 | Nach Machtergreifung und Reichstagsbrand erwirken die Nazis in Berlin die "Notverordnung zum Schutze von Volk und Staat". In Stuttgart führt dies zur Abschaffung bzw. Gleichschaltung demokratischer Einrichtungen. Führende Sozialdemokraten, unter ihnen der Geschäftsführer des Bau- und Heimstättenvereins, Karl Beer, werden in "Schutzhaft" genommen. Im August ´33 kommt Karl Beer frei und siedelt 1935 in die Schweiz über. |
19. Juni 1933 | Karl Bühler der als Staatskommissar für die gemeinnützigen Wohnungsunternehmen eingesetzt worden war, teilte in einem Rundschreiben mit, dass er "auf Grund einer Verordnung des Württ. Innenministeriums" die Verwaltung des Bau- und Heimstättenvereins übernommen hat. Er gibt unmißverständlich zu verstehen, dass ungeachtet der Beschlüsse irgendwelcher genossenschaftlicher Organe, nur seine Anweisungen verbindlich sind. |
1936 -1938 | Die Bautätigkeit in der Landstadtsiedlung wird aufgenommen. Auf der Seite des Bau- und Heimstättenvereins hat Architekt E. Mäckle die Verantwortung für das Gesamtprojekt. Er übernimmt aber weitgehend die Bauleit-Planungen von Karl Beer. Die einzelnen Häuser werden von unterschiedlichen Architekten entworfen und baulich betreut. |
1. April 1937 | Sillenbuch (und Heumaden) wird nach Stuttgart eingemeindet. Die stille Hoffnung vieler Sillenbucher, der Straßenbahntarif nach Stuttgart würde dadurch günstiger, erfüllt sich nicht. |
Juni 1938 | Der Wasserbehälter am Silberwald wird von 600 cbm auf 1500 cbm vergrößert. Sillenbuchs rasch anwachsende Einwohnerzahl (3200) macht dies nötig. |
Juni 1939 | Die Wohn- und Erschließungsstraßen können - verspätet - gebaut werden. Bis dahin hatte ein Mangel an Wasserleitungsrohren den Ausbau verhindert. Trotzdem ist der Ausbau zögerlich, denn es mangelt an Arbeitskräften und Ausländer können auf Grund des Devisenmangels nicht eingesetzt werden. |
6. Dezember 1941 | Von den geplanten 92 Heimstätten in der Landstadt sind 87 fertig gestellt. Die Hauptversammlung des Bau- und Heimstättenvereins beschließt auf Anweisung von "Oben" seine Umbenennung in Stuttgarter Heim eGmbH. |
15./16. März 1944 | Nach Luftangriff schwere Schäden in den Häusern Wellingstrasse 1-5 und 4-10 sowie in der Landschreiberstrasse 1-9. |
ab März 1944 | Bau des Pionierstollen 108 im Gewann Kühwasen (am Rand des Silberwalds, unterhalb der Kernenblickstrasse) |
19. Oktober 1944 | Heftige Luftangriffe führen zu schweren Zerstörungen in der Landstadtsiedlung. Betrofffen sind insbesondere die Häuser Kernenblickstr. 19-27 (total), Kernenblickstr. 5-17 und 29-43 (schwer). In der Zinsholzstraße traf es die Häuser 8-14 (total) und 1-13 sowie 2-6 (schwer). In der Landstadt werden die Häuser 3,4 und 6 schwer beschädigt. Bei nahezu allen Gebäuden in der Siedlung sind Fenster, Türen und Dächer mehr oder weniger stark beschädigt. Baumaterial für die notwendigen Reparaturen ist nicht erhältlich. |
12. Februar 1945 | Bei einem Angriff schneller Jagdbomber werden in der Oberwiesenstrasse zwei Häuser durch Sprengbomben und eines durch einen Blindgänger zerstört. In ihnen sterben 13 Menschen. |
21. April 1945 | Französische Truppen, von Ruit kommend, besetzen nach Schießereien mit versprengten Wehrmachtseinheiten Sillenbuch. Zuvor hatte der örtliche Volkssturm alle Barrikaden beseitigt und das "Feld geräumt", was nicht weniger mutig war als zu kämpfen, aber Sillenbuch weitere Zerstörungen ersparte. |
22. April 1945 | In der Degerlocher Gaststätte "Zum Ritter" übergibt NS-Bürgermeister Strölin die Stadt Stuttgart dem französischen General Schwartz. Der Rechtsanwalt Dr. Arnulf Klett wurde mit der Bildung einer Stadtverwaltung beauftragt, deren Mitglieder nicht "NS-belastet" sind. |
14. Mai 1945 | Arnulf Klett bestellt Willy Leus zum kommisarischen Geschäftsführer der Stuttgarter Heim eGmbH. Dieser leitet Schritte in die Wege zum Wiederaufbau zerstörten Wohnraums und zur Organisation eines wieder demokratischen Bau- und Heimstättenvereins. |
27. Oktober 1945 | 50 Häuser in Sillenbuch, 41 davon in der Landstadtsiedlung, werden von der amerikanischen Armee beschlagnahmt und kurzfristig geräumt. In die Häuser werden sogenannte DPs (displaced persons), überwiegend Letten eingewiesen. |
24. August 1946 | Die erste Nachkriegs-Generalversammlung der Stuttgarter Heim eGmbH tritt zusammen und wählt einen jetzt wieder demokratisch legitimierten Aufsichtsrat. Zwei weitere wichtige Entscheidungen werden getroffen: der Name der Genossenschaft wird wieder Bau- und Heimstättenverein, in der Satzung werden aus der Nazizeit stammende Passagen korrigiert. |
28. April 1949 | Der Wohnungsreferent der US Army berichtet OB Klett, dass eine Umbelegung der beschlagnahmten Häuser geplant sei. Anstatt mit Letten, würden die Wohnungen künftig mit US-Armeeangehörigen belegt. In einer einstimmig verabschiedeten Resolution appelliert darauf hin der Gemeinderat der Stadt Stuttgart an die US Army, die Gebäude an ihre Eigentümer zurück zu geben. Die Amerikaner weisen dies unter Hinweis auf die Wohnungsknappheit zurück. Immerhin zahlen die Amerikaner aber an die Hausbesitzer eine Miete. |
28. März 1954 | In der Siedlung werden die ersten der besetzten Häuser frei und die Besitzer können wieder einziehen. Im Verlauf des folgenden Jahres werden auch die restlichen Häuser übergeben |
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Die Wohnungsgemeinnützigkeit wird aufgehoben. Um weiterhin steuerbefreit arbeiten zu können, entläßt der Bau- und Heimstättenverein die Heimstätten aus der Genossenschaft. |
1989
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Das von einer Baugesellschaft erworbene Haus Landschreiberstraße 19 soll mit 8 Wohneinheiten und Tiefgarage umgebaut werden. Eine Bürgerinitiative verhindert dies. |
1. Oktober 1993 | Das Reichsheimstättengesetz wird aufgehoben. |